Im Jahr 2019 veröffentlichte die EAT-Lancet-Kommission die Planetary Health Diet (PHD): einen Speiseplan, der die Gesundheit des Menschen und des Planeten gleichermaßen schützen soll und aus überwiegend pflanzlichen sowie tierischen Lebensmitteln im moderaten Umfang besteht. Ihr Bericht soll zeigen, dass es möglich ist, im Jahr 2050 insgesamt 10 Milliarden Menschen mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen. Im Herbst 2025 erschien die Planetary Health Diet 2.0 – eine überarbeitete Version, an der über 70 Fachleute unterschiedlichster Disziplinen aus mehr als 35 Ländern mitwirkten. In der Neuauflage wird betont, dass eine Veränderung der globalen Ernährungsgewohnheiten nicht nur im Interesse der menschlichen und planetaren Gesundheit sei, sondern langfristig auch wirtschaftlich sinnvoll und unabdinglich für die soziale Gerechtigkeit.
Kurz gesagt
- Die EAT-Lancet-Kommission hat eine Ernährungsstrategie entwickelt, die gleichermaßen gut für den Planeten, die menschliche Gesundheit und die soziale Gerechtigkeit sein soll.
- Damit könnten weltweit rund 15 Mio. Todesfälle jährlich vermieden werden.
- Der globale Anteil der Ernährung bei Treibhausgas-Emissionen wird auf 30 Prozent geschätzt (Rockström et al. 2025).
- Der Verzehr von Obst und Gemüse sollte etwa verdoppelt, der von Fleisch und Zucker hingegen halbiert werden – und Hülsenfrüchte und Nüsse in sehr viel größeren Mengen konsumiert werden.
- Das global empfohlene Ernährungskonzept lässt sich in dieser Form nicht einfach in die Praxis umsetzen.
- Für die Umgestaltung der Ernährungssysteme sollen die Ernährungsweisen umgestellt werden, die landwirtschaftliche Produktivität verbessert werden und die Lebensmittelverluste- und verschwendung vermieden werden.
- Eine zentrale Herausforderung ist die Umsetzung auf nationaler und regionaler Ebene.
Inhalt
- Essen der Zukunft: Ernährung neu denken
- Planetare Grenzen – was steckt dahinter?
- EAT-Lancet 2.0. – Planetary Health, eine neue Wissenschaft
- Einfluss der Ernährung auf Klima und Umwelt
- Die Planetary Health Diet (PHD) – das steckt dahinter
- Wie gesund ist die Planetary Health Diet?
- Umsetzung der Klimaernährung ist mit Herausforderungen verbunden
- Fazit
- Nachweise
Essen der Zukunft: Ernährung neu denken
Der größte Hebel für die persönliche und planetare Gesundheit ist laut den Autoren die Ernährung. Lag der Fokus zunächst vor allem auf den Faktoren Gesundheit und Nachhaltigkeit, so wurde er in der Überarbeitung von 2025 um den Aspekt der sozialen Gerechtigkeit erweitert (Rockström et al. 2025).
Denn das Ernährungssystem sorgt aktuell für große Ungleichheit: Das reichste Drittel der Weltbevölkerung verursacht über 70 % der ernährungsbedingten Umweltbelastungen, während Milliarden Menschen hungern und keinen Zugang zu ausreichend gesundheitsförderlichen Nahrungsmitteln haben (Rockström et al. 2025). Das Sustainable Development Goal 2 (SDG 2) „Kein Hunger“ ist ohne eine Transformation des Ernährungssystems nicht zu erreichen.
Für die Umsetzung der PHD identifiziert die EAT-Lancet-Kommission acht Handlungsfelder als Fahrplan (Roadmap):
- Marginalisierte Gruppen anerkennen und schützen: Rechte und Kulturen vulnerabler Gruppen (z. B. indigene Völker, Frauen) respektieren.
- Traditionelle, gesunde Ernährungsweisen schützen und fördern: Pflanzliche, kulturelle Kostformen bewahren und wiederbeleben.
- Gesunde Lebensmittel für alle zugänglich und bezahlbar machen: Zugang zu gesunden Optionen erhöhen; Subventionen und Besteuerung ungesunder Produkte.
- Nachhaltige Produktionspraktiken umsetzen: Landwirtschaft soll Kohlenstoff speichern, Lebensräume schaffen und die Wasserqualität verbessern.
- Umwandlung intakter Ökosysteme stoppen: Flächenverbrauch vermeiden; Urwälder/Feuchtgebiete schützen; striktes „No Net Loss“-Prinzip.
- Lebensmittelverluste und -verschwendung reduzieren: 40% Verlust global; Ziel: Halbierung von Food Waste bis 2030; bessere Lagerung.
- Faire Arbeitsbedingungen in der Lebensmittelwirtschaft sichern: Existenzsichernden Lohn und sichere Bedingungen für alle Beschäftigten erhalten.
- Mitbestimmung und Teilhabe ermöglichen: Stärkere Stimme und Repräsentation für betroffene Gruppen in Entscheidungsprozessen fordern.
Die Publikation der EAT-Lancet-Kommission wird international von vielen Experten als Referenzempfehlung für eine nachhaltige Ernährungsweise herangezogen. Einige Forschende hinterfragen jedoch, ob die empfohlenen Lebensmittelmengen eine bedarfsdeckende Nährstoff- und Energiezufuhr gewährleisten können – und wie alltagstauglich dieser „Speiseplan der Zukunft“ tatsächlich ist. Schließlich stehen oftmals Gewohnheiten, individuelle Geschmacksvorlieben oder soziale Erwartungen im Weg.
Planetare Grenzen – was steckt dahinter?
Plastik in den Meeren, Verknappung von Wasser, Böden und Ressourcen bis hin zum Artensterben, hohen Stickstoffeinträgen in die Umwelt durch intensive Tierhaltung und Düngung – der menschliche Einfluss auf Natur und Umwelt ist vielfältig und verflochten. Dementsprechend groß sind auch die Herausforderungen zur Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Einen Überblick über die bedeutendsten globalen Umweltprobleme bietet das Modell der „Planetaren Grenzen“:

Quelle: Rockström et al. (2025): The EAT–Lancet Commission on healthy, sustainable, and just food systems.
Dieses Modell wurde 2009 unter der Leitung von Prof. Johan Rockström entwickelt, damals Direktor des Stockholm Resilience Center (Rockström et al. 2009) und 2025 überarbeitet. Dabei geht es darum, die ökologischen Belastungsgrenzen („planetary boundaries“) der Erde zu verdeutlichen. Denn deren Überschreiten gefährdet die Stabilität der Ökosysteme und somit auch unsere Lebensgrundlagen (Willett et al. 2019). Sechs der neun definierten planetaren Belastungsgrenzen sind aktuell überschritten: die Zunahme der Erderwärmung, die Zerstörung der biologischen Vielfalt, die Freisetzung von Stickstoff und Phosphor in der Umwelt (biochemische Kreisläufe), die Belastung der Erde mit unbekannten Substanzen wie Mikroplastik und mit Chemikalien.
Kritisch ist auch die Veränderung der Landnutzung, zum Beispiel durch Rodung von Urwäldern für die Herstellung von Futter- oder Lebensmitteln. Noch innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen liegen die Versauerung der Ozeane und der Abbau der Ozonschicht. Für die Belastung der Atmosphäre mit Schwebeteilchen gibt es noch keine Daten.
EAT-Lancet 2.0. – Planetary Health, eine neue Wissenschaft
Die „Rockefeller Foundation – Lancet-Kommission für planetare Gesundheit“ griff das Modell der planetaren Grenzen auf und stellte 2015 in ihrem „Planetary Health Report“ Zusammenhänge zwischen Umwelt- und Gesundheitsschäden her. Dies war der Beginn der neuen Wissenschaftsdisziplin „Planetary Health“ (planetare Gesundheit). Der Report verdeutlicht die enge Verbindung zwischen einem gesunden Planeten und der menschlichen Gesundheit und stellt fest, dass das weltweite Ernährungssystem eine wesentliche Rolle bei der Überschreitung der planetaren Grenzen spielt (Whitmee et al. 2015).
Wie dringlich dieses globale Vorhaben ist, betonte die EAT-Lancet-Kommission in der PHD 2.0 erneut (Rockström et al. 2025). Aufbauend auf den Erkenntnissen der ersten Veröffentlichung hat EAT-Lancet 2.0. in Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Stockholm Resilience Centre (SRC), dem Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK) und der Harvard University und OneCGIAR mehrere neue Elemente einbezogen. Dazu zählt ein stärkerer Fokus auf Ernährungsgerechtigkeit und soziale Ernährungssysteme sowie ein neuer Blick auf Vielfalt und die Anpassung regionaler und lokaler Ernährungsweisen. Dies spiegelt sich auch in der größeren Vielfalt in der Zusammensetzung der Kommission wider.
Einfluss der Ernährung auf Klima und Umwelt
Das globale Ernährungssystem verursacht ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen, für rund die Hälfte davon ist die Produktion tierischer Lebensmittel verantwortlich (Crippa et al. 2021, FAO 2023).
Wie klimafreundlich is(s)t Deutschland?
In Deutschland macht die Ernährung etwa ein Fünftel des persönlichen CO2-Fußabdrucks aus (1,7 Tonnen CO2-Äquivalente). Je nach Berechnung gehen davon 54 Prozent (Schmidt et al. 2019) oder 69 Prozent (WWF 2022) auf das Konto tierischer Lebensmittel wie Fleisch, Milchprodukte oder Eier.
Auch bei anderen problematischen Umweltwirkungen wie Versauerung, Eutrophierung oder Feinstaubbelastung hat die Ernährung einen großen Anteil an der Entstehung (EU-Kommission). Darüber hinaus werden, laut Umweltbundesamt, rund 83 Prozent des Pro-Kopf-Wasserverbrauchs für die Herstellung von Lebensmitteln benötigt. Pflanzliche Lebensmittel haben daran den größten Anteil: Im Falle einer Umstellung auf die Planetary Health Diet würde der Wasserverbrauch von 29 auf 45 Kubikmeter pro Person und Jahr ansteigen (WWF 2021).
Zusätzlich werden für den Lebensmittelkonsum hierzulande zu den 16,7 Millionen Hektar Anbaufläche in Deutschland weitere 11,7 Millionen Hektar im Ausland belegt, einschließlich des Anbaus von Futtermitteln (Umweltbundesamt 2021, Zahlen basieren auf dem Jahr 2016). Ein Großteil, der gesamten Anbauflächen, 57 Prozent im Jahr 2016, werden dabei für den Anbau von Futtermitteln genutzt.
Modellbasierte Studien zeigen, dass sich die ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen durch eine niedrigere Kalorienaufnahme und eine Reduzierung des Konsums tierischer Produkte um bis zu 29 Prozent senken ließen. Eine weltweite Umstellung auf eine vegetarische oder vegane Ernährung könnte sogar zu einer Reduktion von 60 bis 70 Prozent führen (Springmann et al. 2017).
Weniger Fleisch essen und dabei die Welt retten
Diese Einschätzung teilt auch das Umweltbundesamt: In Deutschland könnten zwischen 20 und 47 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen eingespart werden, wenn die durchschnittliche Ernährungsweise auf eine vegetarische Ernährung umgestellt würde. Eine vegane Ernährung könnte 38 bis 52 Prozent einsparen. Auch der Flächenfußabdruck könnte bei vegetarischer Ernährung um 46 Prozent, bei veganer Ernährung um 49 Prozent verringert werden (Umweltbundesamt 2024).
Aber auch ein teilweiser Verzicht auf tierischer Lebensmittel trägt zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen bei: Eine flexitarische Ernährung nach EAT Lancet könnte den Flächenverbrauch um 18 % reduzieren und die Treibhausgasemissionen um rund 27 % (WWF 2021a).

Hinweis: Um die Komplexität zu reduzieren, berücksichtigen die Grafiken nur den jeweiligen Fußabdruck der exemplarisch genannten Lebensmittel, nicht aber die unterschiedlichen Gehalte an Nährstoffen, Proteinen und Proteinqualität.
Die Planetary Health Diet (PHD) – das steckt dahinter
Der von der EAT-Lancet-Kommission erarbeitete Speiseplan besteht größtenteils aus Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und ungesättigten Fetten, ergänzt durch moderate Mengen an Fisch und Meeresfrüchten sowie Geflügel. Stärkereiche Gemüsearten wie Kartoffeln und Maniok, Milchprodukte, rotes Fleisch, Zucker und gesättigte Fette sollten nach Ansicht der Wissenschaftler eine untergeordnete Rolle spielen. Für die verschiedenen Lebensmittelgruppen gibt es spezifische Empfehlungen hinsichtlich der optimalen Verzehrsmengen (EAT-Lancet-Comission 2019). Damit ist die Planetary Health Diet (PHD) der erste wissenschaftlich entwickelte Ernährungsplan, der konkrete Zahlen zu einer möglichen globalen Referenzernährung liefert (Breidenassel et al. 2022). Konkret beinhalten die Empfehlungen:
- Mindestens 50 Prozent mehr Obst und Gemüse
- Fisch aus Aquakultur
- Ein Vielfaches mehr an Nüssen und Hülsenfrüchten wie Linsen oder Bohnen
- Etwa 75 Prozent weniger Fleisch
- 50 Prozent weniger Lebensmittelabfälle

Wie gesund ist die Planetary Health Diet?
Um den Planeten nachhaltig zu schützen, hat die EAT-Lancet-Kommission die tägliche Energiezufuhr auf 2.500 kcal angesetzt. Demnach stünden jedem Menschen pro Tag beispielsweise ein Viertelliter Milch, 50 Gramm Bohnen oder Linsen, 300 g Gemüse, alle fünf Tage ein Ei, 230 Gramm Getreide, 200 Gramm Obst sowie 200 Gramm verschiedene Fleischsorten und Fisch zur Verfügung. Das klingt wenig, entspricht aber, laut der EAT-Lancet-Kommission, dem durchschnittlichen Energiebedarf eines 70 kg schweren, 30-jährigen Mannes oder einer 60 kg schweren, 30-jährigen Frau bei einer moderaten bis hohen körperlichen Aktivität.
Die tatsächliche Energiezufuhr soll jedoch individuell an verschiedene Faktoren wie Alter, Körpergewicht und Aktivitätsniveau angepasst werden (Willett et al. 2019). Besonders in Industrieländern mit einem signifikanten Anteil an Übergewicht und Adipositas in der Bevölkerung wird der hohe Energiegehalt der PHD kritisch betrachtet. Andererseits könnte eine Reduktion des Energiegehalts dazu führen, dass die Menge der konsumierten Lebensmittel angepasst werden müsste, was eine ausreichende Versorgung mit allen essenziellen Nährstoffen gefährden könnte (Breidenassel et al. 2022).
Selbst bei Zugrundelegung der höheren Energiezufuhr wird in der Stellungnahme der DGE zur Einordnung der PHD die tatsächliche Nährstoffversorgung mit bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen infrage gestellt. Schließlich liefert die in der PHD angegebene mittlere Menge von 250 g Milch etwa 300 mg Calcium. Mit der zusätzlichen Zufuhr aus pflanzlichen Lebensmitteln kommt man auf insgesamt etwa 700 mg Calcium pro Tag. Das ist deutlich weniger als der von der DGE und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Tagesbedarf von 1.000 mg. Besonders kritisch ist dies für Kinder und Jugendliche, die zum Aufbau einer optimalen Knochendichte zur Prävention von Knochenbrüchen und Osteoporose im Alter einen höheren Calciumbedarf haben als Erwachsene.
Dennoch zeigt der Vergleich, dass die Kernaussagen in den Ernährungsempfehlungen der PHD und der DGE miteinander vereinbar sind (Breidenassel et al. 2022). Beal et al. stellten allerdings fest, dass die Versorgung mit Mikronährstoffen wie Calcium, Zink, Eisen und Vitamin B12, für die tierische Lebensmittel eine gute Quelle sind, bei der PHD Diet nicht gewährleistet werden können und empfehlen, den Anteil tierischer Lebensmittel zu erhöhen (Beal et al. 2023).
Weitere Studien unterstreichen, dass nicht nur Klima und Umwelt von einer pflanzlich betonten Kost wie der Planetary Health Diet profitieren, sondern auch die Gesundheit. So wurde anhand der schwedischen Malmö-Kohorte gezeigt, dass ein höherer Verzehr an Gemüse, Obst und Vollkornprodukten mit einer geringeren Gesamtsterblichkeit einhergeht (Stubbendorff et al. 2022). Die PHD 2.0 geht von 15 Millionen vermeidbarer Todesfälle jährlich weltweit aus (Rockström et al. 2025).
Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch eine Auswertung von Daten aus der EPIC-Kohorte: Hier korrelierten die Treibhausgasemissionen aus der Ernährung und die Anteile der Landnutzung positiv mit der Mortalität (Laine et al. 2021; Hong et al. 2022). Diejenigen mit dem höchsten Ausstoß von Treibhausgasen hatten ein 20 Prozent höheres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und ein um 16 Prozent gesteigertes Risiko, an Krebs zu sterben (Groeneveld 2022). Laine et al. errechneten anhand von Modellen, dass eine Ernährung nach der PHD über einen Betrachtungszeitraum von 20 Jahren potenziell zwischen 19 und 63 Prozent vorzeitiger Todesfälle und 10 bis 39 Prozent aller Krebserkrankungen vermeiden könnte (Laine et al. 2021).
Umsetzung der Klimaernährung ist mit Herausforderungen verbunden
Doch wie lässt sich solch ein planetarischer Speiseplan in der Praxis umsetzen? Schließlich sind die physiologischen und moralischen Intoleranzen beim Essen gewachsen. Um dies herauszufinden, wurde in einer Forschungsarbeit im Rahmen einer Umfrage untersucht, welche Möglichkeiten und Grenzen bei der Umstellung auf eine Ernährung nach den Empfehlungen der EAT-Lancet-Kommission bestehen (Schöpper 2022).
Die Befragten stellten eine starke Einschränkung durch eine geringe Flexibilität und Spontanität im Alltag und im sozialen Umfeld fest. Dies war durch einen erhöhten Aufwand beim Einkaufen und Kochen, durch notwendiges Vorausplanen und ein geringeres gastronomisches Angebot begründet. Demnach kann die PHD als gute Orientierungshilfe dienen, um Umweltbelastungen zu reduzieren und die Gesundheit zu verbessern. Die praktische Umsetzung im Alltag unterliegt jedoch gewissen Einschränkungen.
Einfluss von Gewohnheiten, Vorlieben und sozialen Erwartungen auf die Planetary Health Diet
Um eine höhere Akzeptanz der Planetary Health Diet in der Gesellschaft zu erzielen, erfordert es Anpassungen und Kompromisse (Schöpper 2022). Beispiele wie die Einführung pflanzlicher Mahlzeiten in Schulen und „Fleischfreie Montage“ in Krankenhäusern und gastronomischen Einrichtungen in New York City zeigen, wie die Gesellschaft für eine nachhaltigere Ernährung sensibilisiert werden kann. Auch die Förderung von Ernährungsbildung und -aufklärung, um Menschen dabei zu unterstützen, informierte Entscheidungen zu treffen, ist wichtig (Shah/Merlo 2023).
Zwei Aspekte wurden an der PHD nach 2019 besonders kritisiert und in der Aktualisierung von 2025 aufgegriffen:
- Die Kosten insbesondere für Personen mit geringem Einkommen bzw. aus einkommensschwachen Ländern seien zu hoch (Hirvonen et al. 2019).
→In der Neuauflage wurde die soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt gestellt, um ein gerechtes Ernährungssystem zu schaffen. Vorgeschlagen werden unter anderem Maßnahmen wie Subventionen und steuerliche Begünstigungen für gesunde Lebensmittel und Unterstützungsprogramme, um die Kaufkraft der Ärmsten zu erhöhen (Rockström et al. 2025). - Die spezifischen nationalen Unterschiede würden zu wenig berücksichtigt und beispielsweise Länder mit wenig oder ungeeigneten Landflächen stärker von Importen abhängig (Thorkildsen/Reksnes 2020).
→ Die folgende Kommission 2025 war deutlich größer, um nationale aber auch disziplinäre Unterschiede stärker zu berücksichtigen: 70 Fachleute aus über 35 Ländern und 6 Kontinenten beteiligten sich, um biophysikalische und humanitäre Aspekte mit einer überarbeiteten Methodik möglichst umfassend einzubeziehen. Empfohlen wird außerdem die Entwicklung nationaler Roadmaps, um die PHD auf die jeweiligen nationalen Kontexte anzupassen (Rockström et al. 2025).
Schwachstellen der PHD bleiben weiterhin, dass in schwach und mittel entwickelten Ländern eine pflanzenbetonte Ernährung, wie sie in der PHD empfohlen wird, einen Nährstoffmangel begünstigen kann. Aus diesem Grund ist der Verzehr tierischer Lebensmittel durchaus empfehlenswert, obwohl er mit einem größeren ökologischen Fußabdruck einhergehen kann (Fanzo et al. 2021). Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob Menschen vor dem Hintergrund vielfältiger, regional und kulturell unterschiedlicher Esstraditionen und Umweltbedingungen ihre Essmuster überhaupt so radikal verändern können, dass sie den Empfehlungen der Planetary Health Diet entsprechen (BZfE 2025).
Fazit
Die EAT-Lancet-Kommission hat mit der Konzeption der Planetary Health Diet einen bedeutenden Schritt unternommen, um einen globalen Ernährungsrahmen zu definieren, der gesundheitliche, ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt. Die entwickelten Empfehlungen können eine wichtige Grundlage sein, um einen globalen Ernährungswandel voranzutreiben.
Allerdings können sie lediglich als Orientierung dienen, da sowohl die tägliche Kalorienzufuhr wie auch die Zusammensetzung der Lebensmittel in den verschiedenen Ländern dieser Erde stark voneinander abweichen. Eine globale Halbierung des Verzehrs von rotem Fleisch würde zum Beispiel für Nordamerika bedeuten, dass nur noch etwa ein Siebtel der heute üblichen Menge verzehrt werden dürfte. Und in afrikanischen Ländern wird heute ein Siebenfaches der empfohlenen Menge an stärkereichen Pflanzen konsumiert.
Entscheidend wird daher sein, mithilfe der Roadmap aus der PHD 2.0 die Maßnahmen in nationale und regionale Fahrpläne zu übersetzen. Deren Erfolg wiederum ist abhängig vom Ineinandergreifen politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen voraus.
Text: Melanie Kirk-Mechtel / Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn)
Mehr zur Planetary Health Diet
Nachweise
Beal et al. (2023): Estimated micronutrient shortfalls of the EAT–Lancet planetary health diet. Lancet Planetary Health 7(3):E233–E237
Breidenassel et al. (2022): Einordnung der Planetary Health Diet anhand einer Gegenüberstellung mit den lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen der DGE. Ernährungs Umschau Int 5/2022:M252–M268
BZfE – Bundeszentrum für Ernährung (2025): Planetary Health Diet – Strategie für eine gesunde und nachhaltige Ernährung
Crippa et al. (2021): Food systems are responsible for a third of global anthropogenic GHG emissions. Nat Food 2:198–209
EAT-Lancet Comission (2019): Food, Planet, Health. Healthy Diets from sustainable food systems. Summary Report of the EAT-Lancet Commission
EU-Kommission: European Platform on LCA/EPLCA
Fanzo et al. (2021): The importance of food systems and the environment for nutrition. Am J Clin Nutr 113(1):7–16
FAO – Food and Agriculture Organization of the United Nations (2023): Pathways towards lower emissions
Groeneveld (2022): Kommentar zu „Einhaltung der „EAT-Lancet Diet“ senkt Mortalität“. Aktuel Ernahrungsmed 47(5):354–355
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Schöpper LM (2022): Treiber und Hindernisse der Planetary Health Diet: eine qualitative Untersuchung zur Einführung und Umsetzbarkeit einer nachhaltigen Ernährungsform in Deutschland. Bachelorarbeit, HAW Hamburg
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WWF Deutschland (2022). Ernährung und biologische Vielfalt. So schmeckt Zukunft: der kulinarische Kompass für eine gesunde Erde
WWF Deutschland (2021): So schmeckt Zukunft: Flächenbedarf und Klimaschutz
WWF Deutschland (2021). Wasserverbrauch und Wasserknappheit. So schmeckt Zukunft: der kulinarische Kompass für eine gesunde Erde
Titelbild: Santri/stock.adobe.com (generiert mit KI)
Stand: November 2025
