Brotzeitbrett mit Wurst, Käse und eingelegtem Gemüse

Was und wie gesund isst Bayern?

Die Bayerische Ernährungsstudie zeigt: Trotz positiver Trends – wie einem höheren Konsum von mehr Gemüse und weniger Fleisch – ist die Ernährung der Menschen in Bayern noch immer weit von den DGE-Empfehlungen entfernt. Viele der Befragten versorgen sich nicht ausreichend mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen. Dafür konsumieren sie zu viel Salz und Fett, was sich auch beim Gewicht bemerkbar macht. Doch es gibt Hoffnung: Bewusstere Essgewohnheiten und politische Maßnahmen könnten den Weg zu einer gesünderen – und nachhaltigeren – Ernährung ebnen.


Kurz gesagt

  • In Bayern wird weniger Fleisch gegessen als vor 20 Jahren, dafür mehr Gemüse und Obst. Die von der DGE empfohlenen Mengen werden aber noch immer kaum erreicht: Zu viele tierische Produkte, zu wenig Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte.
  • Viele sind unzureichend mit Mikronährstoffen wie Folsäure, Vitamin D, Jod, Kalzium und Zink versorgt. Auch bei der Ballaststoff- und der Kohlenhydratzufuhr werden die Empfehlungen nicht erreicht.
  • Dafür wird häufig zu viel Salz sowie Fett konsumiert, was sich auch beim Übergewicht bemerkbar macht.
  • Politische Maßnahmen wie die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf gesunde Lebensmittel, strengere Werbebeschränkungen und eine Zucker-, Fett- und Salzobergrenze werden von den Befragten als wichtige Hebel für eine gesunde Ernährung angesehen.

Inhalt


Politik sollte Rahmenbedingungen schaffen, die eine gesunde und nachhaltige Ernährung fördern. Dazu gehören die Regulierung des Lebensmittelmarkts, die Entwicklung von Ernährungsempfehlungen und die Unterstützung von Ernährungsbildungsprogrammen. Um zu überprüfen, ob die ergriffenen Maßnahmen Wirkung zeigen, sind regelmäßige Ernährungserhebungen wichtig – auch, um etwaige Fehlentwicklungen aufzudecken und ein Problembewusstsein zu entwickeln.

Auf Bundesebene gibt es die Nationale Verzehrsstudie aus den Jahren 2005/2007 (NVS II), eine neue Befragung läuft derzeit. In Bayern liegt die letzte Verzehrsstudie rund 20 Jahre zurück, sie wurde 2002/2003 durchgeführt. Darum hat das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) eine neue Befragung beauftragt. Erste Ergebnisse der Bayerischen Ernährungsstudie wurden 2024 und 2025 veröffentlicht. Weitere wissenschaftliche Publikationen folgen.

Das Kompetenzzentrum für Ernährung hat die Studie gemeinsam mit Kooperationspartnern der Universität Augsburg, der Ludwig-Maximilians-Universität sowie der Technischen Universität München im Zeitraum Oktober 2021 bis Januar 2023 durchgeführt. Insgesamt nahmen 1.503 zufällig ausgewählte Personen an der Studie teil. Diese wurden zuhause besucht und persönlich interviewt.

  • Der Taillenumfang wurde gemessen und Größe und Gewicht abgefragt, um den Body-Mass-Index (BMI) zu bestimmen. Zudem wurden Blutzuckerspiegel sowie Blutfettwerte ermittelt.
  • Der Lebensmittelverzehr wurde durch wiederholte telefonische Interviews erhoben (24-Stunden-Erinnerungsprotokolle mittels der Software GloboDiet©).
  • Es wurde abgefragt, wer unter chronischen Krankheiten leidet, raucht oder sich viel oder wenig bewegt. Wenn relevant, wurde das Stillverhalten abgefragt.
  • Um die Verzehrs- und Gesundheitsdaten in einen sozialen Kontext einzuordnen, wurden zudem Bildungsstand, Familienstand, Erwerbstätigkeit sowie Haushaltsgröße erfasst.
  • Als letzter Punkt wurden Fragen zur Nachhaltigkeit gestellt; schließlich spielt es eine große Rolle für die Umwelt, welche Lebensmittel im Einkaufskorb landen.

Gesundheitswerte im Überblick: Übergewicht und Bewegungsmangel

In Sachen Körpergewicht zeigten sich ähnliche Zahlen wie in der gesamtdeutschen Bevölkerung. So brachten etwa 50 Prozent der Befragten zu viel Gewicht auf die Waage (BMI über 25 kg/m2), jede fünfte Person war stark übergewichtig (BMI über 30 kg/m2). Vor allem Männer ab 65 Jahren waren besonders häufig übergewichtig.
Zu ihrem Bewegungsverhalten befragt, gab immerhin die Hälfte an, aktiv oder sehr aktiv zu sein. Männer wären häufiger aktiv (60 %) als Frauen (40 %). Bei den über 64-jährigen Frauen war fast jede Zweite inaktiv, aber auch jeder dritte junge Mann (18- bis 24-Jährige) zählte zur Gruppe der Inaktiven.
Bei 5 Prozent der Befragten wurde ein erhöhter Wert für den Langzeitzucker (HbA1c) gemessen, bei rund 14 Prozent lag der Blutzucker über dem Grenzwert für Diabetes mellitus.
Weiterhin zeigte die Analyse der Gesundheitsdaten: Etwa 25 Prozent rauchte Zigaretten, bei den 25- bis 34-Jährigen waren es sogar 35 Prozent.


Hinweis: Alle nachfolgend im Kapitel genannten Angaben und Zahlen zur Bayerischen Ernährungsstudie stammen aus Rohm et al. 2025.

Überblick, wie sich die Ernährung in Bayern zwischen 2003 und 2023 verändert hat
Veränderung der Ernährung in Bayern zwischen 2003 und 2023 (erstellt von: Anke Hilla)

Auch wenn der Fleisch- und Wurstkonsum gesunken ist: Die konsumierten Mengen liegen, vor allem bei Männern, weit über dem, was die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) als Maximalwerte angibt. Bei verarbeitetem Fleisch nennt die DGE 9 g als tägliche Obergrenze. Das entspricht einer Scheibe Lachsschinken oder einer halben Scheibe Fleischwurst. Insgesamt empfiehlt die DGE seit 2024, nicht mehr als 300 g Fleisch und Wurst pro Woche zu essen (DGE 2024). Diese Zahl berücksichtigt neben gesundheitlichen Aspekten auch Umweltfaktoren wie Treibhausgasemissionen und Landnutzung. In der vorigen Empfehlung, die zum Zeitpunkt der Befragung gültig war und die ihren Fokus auf gesundheitlichen Aspekten hatte, wurden 600 g Fleisch und Wurstwaren pro Woche bzw. 86 g/Tag empfohlen. Die Bayern überschreiten auch diesen Wert, der Fleischkonsum der Bayerinnen liegt innerhalb der alten Empfehlungen.

Pro Tag wurden 18 g (Männer) bzw. 13 g (Frauen) Fisch und Fischprodukte verzehrt. Laut DGE-Empfehlung sollten es mindestens 17 g (bis 34 g) sein, da in Fisch gut verdauliches Eiweiß sowie gesunde Fette und Mikronährstoffe (Jod) stecken. Insgesamt ist der Fischkonsum in den letzten 20 Jahren leicht gesunken.

Eier wurden in Höhe von circa 19 g täglich von beiden Geschlechtern konsumiert. Laut den neuen DGE-Empfehlungen sollte es die Hälfte sein, allerdings vorwiegend aus Umweltgründen. Nach den alten Empfehlungen liegt die Bayerische Bevölkerung unterhalb des Maximalwerts von 26 g/Tag Ei und Eiprodukte.

Der Konsum von Milch und Milchprodukten war bei Frauen insgesamt etwas höher als bei Männern. Frauen tranken zwar weniger Milch, verzehrten aber mehr fermentierte Milchprodukte wie Joghurt oder Kefir. Um Milch und Milchprodukte trotz unterschiedlicher Portionsgrößen mit einer Einheit darstellen zu können, wurden diese Lebensmittel in Milchäquivalente (MÄq) umgerechnet. Männer konsumierten im Durchschnitt 434 MÄq, Frauen 460 MÄq pro Tag. Empfohlen werden in den neuen DGE-Regeln 500 MÄq täglich – der Konsum entspricht also in etwa den Empfehlungen. Vorher empfahl die DGE 596–728 MÄq, um vor allem eine ausreichende Kalziumzufuhr zu gewährleisten. Männer greifen heute seltener zu Milch und Milchprodukten als vor 20 Jahren. Dies ist ungünstig, da Milch und Milchprodukte gesunde und nährstoffreiche Lebensmittel darstellen (siehe Forschungsstand Milch).

Pflanzliche Milchalternativen, etwa aus Erbse, Soja oder Hafer, wurden im Durchschnitt wenig konsumiert, im Durchschnitt 11 g pro Tag. Allerdings war der Konsum sehr ungleich verteilt: 64 Prozent konsumierten diese Produkte gar nicht, dafür tranken rund 25 Prozent der Befragten 35–70 g Pflanzendrinks pro Tag.

Gemüse wird häufiger gegessen, aber dennoch viel zu wenig

Erwachsene Männer und Frauen in Bayern aßen im Befragungszeitraum 2021–2023 weniger Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst und Nüsse als empfohlen. Diese Lebensmittel tragen durch ihre hohen Gehalte an Vitaminen, Mineralstoffen, Eiweiß sowie Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen zu einer gesundheitsförderlichen Ernährungsweise bei.

Immerhin griffen die Befragten häufiger zu Salat, Tomaten & Co. als früher: Männer aßen 144 g, Frauen 171 g Gemüse täglich, etwa ein Drittel mehr als vor 20 Jahren. Der Obstkonsum blieb relativ stabil, aber Frauen aßen fast doppelt so viel Obst wie Männer (133 vs. 86 Gramm). Insgesamt erreichten nur 10 Prozent der Befragten die empfohlenen Obst- und Gemüse-Mengen. Bei den Kartoffeln wurden die Empfehlungen (rund 36 g pro Tag) mit durchschnittlich 62 g dafür übertroffen.

In den früheren DGE-Empfehlungen wurden Hülsenfrüchte und Nüsse zur Gruppe „Obst & Gemüse“ gezählt. In den neuen Empfehlungen bilden diese Lebensmittel eine eigene Gruppe. Laut DGE gehören pro Woche mindestens 125 g verzehrfertige Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen oder Erbsen (bzw. 18 g pro Tag) auf den Tisch, frisch zubereitet oder aus der Dose bzw. dem Glas (DGE 2025). Im Durchschnitt wurden 10 g Hülsenfrüchte täglich konsumiert. Bei Nüssen, Kernen und Samen waren es etwa 7 g täglich. Laut DGE sollten täglich 25 g konsumiert werden, eine kleine Handvoll.

Vergleich des Lebensmittelverzehrs in der Bayerischen Ernährungsstudie mit den DGE-Empfehlungen
Vergleich des Lebensmittelverzehrs in der Bayerischen Ernährungsstudie mit den DGE-Empfehlungen vor und nach März 2024

Brot ist in Deutschland ein Grundnahrungsmittel, dies zeigt auch die Bayerische Ernährungsstudie. Männer aßen täglich 56 g Weißbrot, 27 g Mischbrot und 14 g Vollkornbrot. Bei Frauen waren die Anteile mit 33 g vs. 19 g vs. 12 g pro Tag ausgeglichener. Da Brotkonsum erheblich zur Aufnahme von Ballaststoffen beitragen kann, wäre es wünschenswert, wenn mehr Vollkornbrot auf den Tisch käme. Denn wie auch bei anderen Verzehrsstudien lag die Menge an Ballaststoffen mit 16–17 g unter den empfohlenen 30 g pro Tag.

Besieht man sich die Beilagen, mag die Bayerische Bevölkerung Teigwaren (Nudeln) lieber als Reis. Der Teigwaren-Konsum lag bei durchschnittlich 66 g (Männer) bzw. 47 g (Frauen). Dagegen standen mit 18–20 g pro Tag deutlich weniger Reisgerichte auf dem Tisch.

Welche Fette und Öle in der Küche zum Einsatz kommen, hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen. Die DGE empfiehlt sogenannte „ungesättigte Fette“, die vor allem in Pflanzenölen wie Rapsöl enthalten sind; Streichfette wie Butter oder Margarine sollten maximal 10 g  täglich konsumiert werden (DGE 2025). Dies wurde auch eingehalten: Im Durchschnitt konsumierten Männer 9 g Butter, Frauen 7 g. Margarine spielte eine untergeordnete Rolle mit einem Verzehr von etwa 1 g. Der Konsum ist in den letzten 20 Jahren deutlich zurückgegangen. Zusätzlich standen 4–5 g pflanzliche Öle pro Tag auf dem Speiseplan, wobei Frauen mehr Pflanzenöle konsumierten als Männer.

Zu viel Süßes, dafür siegt Wasser bei den Getränken

Zucker sollte nur in geringen Maßen auf den Tisch kommen, und auch Zuckeralternativen wie Honig, Birkenzucker oder Ahornsirup sind kein gesunder Ersatz. In der Bayerischen Ernährungsstudie wurde nicht berechnet, wie viel zugesetzte Zucker konsumiert wurden, dafür wurden die Verzehrsmengen für süßes Gebäck, Süßigkeiten und Desserts erfragt. Im Durchschnitt konsumierten die Befragten 17–18 g Süßigkeiten wie Schokolade oder Eiscreme, 13 g Desserts und zudem Kekse, Kuchen und anderes Gebäck: 50 g standen bei Männern zusätzlich auf dem Speiseplan, 41 g bei Frauen.

Ein erfreuliches Ergebnis der Studie: Wasser ist in Bayern zum beliebtesten Getränk avanciert, zudem werden alkoholische Getränke seltener getrunken als vor 20 Jahren (Angabe jeweils pro Tag): Im Durchschnitt tranken Männer 1,8 und Frauen 1,6 Liter alkoholfreie Getränke; davon rund 1,5 l Liter Wasser. Dazu kommen je rund 0,3 Liter Kaffee.

Männer tranken mit 139 ml mehr als doppelt so viele Softdrinks wie Frauen mit 63 ml und konsumierten im Mittel auch mehr alkoholische Getränke: Die Bayern tranken 203 ml Bier und 28 ml Wein, die Bayerinnen 50 ml Bier und 40 ml Wein. Männer nahmen demnach 22 g reines Ethanol pro Tag ein, Frauen 12 g.


Hinweis: Alle nachfolgend im Kapitel genannten Angaben und Zahlen zur Bayerischen Ernährungsstudie stammen aus Rohm et al. 2025.

Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate: Aus den Verzehrsmengen wurde berechnet, ob die bayerische Bevölkerung ausreichend mit wichtigen Nährstoffen versorgt ist. Hier zeigte sich, dass die Befragten mit 15 Prozent Eiweiß bezogen auf die gesamte Kalorienaufnahme genügend Eiweiß aufnahmen. Die DGE empfiehlt 10–15 Prozent. Dafür war der Anteil der Fette mit 40 Prozent zu hoch, die Empfehlungen liegen bei maximal 30 Prozent. Kohlenhydrate machten hingegen nur rund 40 Prozent der Energie aus, hier werden von der DGE mehr als 50 Prozent als optimal angesehen.

In Sachen Mikronährstoffe zeigte sich, dass die Versorgung mit Folsäure (ein B-Vitamin) bei 90 Prozent der Befragten nicht den Empfehlungen entsprach und daher mit einem erhöhten Risiko für eine Unterversorgung einhergeht. Das Vitamin ist vor allem für Frauen im gebärfähigen Alter wichtig. Aber auch bei neurodegenerativen Erkrankungen spielt es eine Rolle, daher ist es umso ungünstiger, dass besonders die älteren Studienteilnehmenden wenig Folsäure aufnahmen.

Auch bei Pantothensäure (Vitamin B5) und Vitamin B6 hatte rund 70–80 Prozent der Befragten ein erhöhtes Risiko einer Unterversorgung. Vitamin D ist ein Ausnahme-Vitamin: Nur 10–20 Prozent des Bedarfs wird über die Ernährung zugeführt, sodass eine Aussage zum Versorgungszustand anhand von Zufuhrdaten nicht möglich ist.

Ebenso war in der Bayerischen Ernährungsstudie die Zufuhr von Jod, Kalzium und Magnesium allgemein zu niedrig (Rohm et al. 2025). 70 Prozent der Männer nahm zudem zu wenig Zink auf. Frauen sollten vermehrt auf Eisen achten, insbesondere vor der Menopause. In dieser Altersgruppe erfüllte fast keine der befragten Frauen die Referenzwerte für Eisen.

Die Natrium-Aufnahme gibt Aufschluss über die Kochsalz-Mengen, und diese war, wie in anderen Studien auch, in der Bayerischen Ernährungsstudie zu hoch. Zu viel Kochsalz kann den Blutdruck erhöhen. In der Studie hatte mehr als jeder fünfte Befragte Bluthochdruck, bei den über 65-Jährigen war es sogar jeder Zweite. Jodiertes Salz ist jedoch eine Möglichkeit an Jod zu kommen, das in unseren Lebensmitteln nur wenig enthalten ist, vor allem in Süddeutschland. Jodsalz wurde über die meisten Altersgruppen hinweg mit fast 40 Prozent am häufigsten verwendet.

In einer gesonderten Auswertung der Ernährungsweise von Seniorinnen und Senioren zeigte sich, dass die Befragten ausreichend mit Mikronährstoffen versorgt waren (Hohenester 2025). Vor allem die jüngeren Seniorinnen waren gut versorgt, während bei Senioren häufiger Defizite auftraten.

Die beschriebenen Defizite zeigten sich bereits in den früheren Erhebungen (siehe DGE 2012). Wenn der Konsum von Fleisch und Milchprodukten reduziert wird, ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass entsprechend Vollkornprodukte, grünes Blattgemüse und Hülsenfrüchte verzehrt werden sollten! Die Bayerische Ernährungsstrategie richtet sich daher nach den gesundheitsbezogenen Ernährungsempfehlungen der DGE (mit mehr Fleisch und Milch).

Problem des Underreporting

Die befragten Männer und Frauen in Bayern nahmen im Durchschnitt 1.997 kcal bzw. 1.612 kcal pro Tag auf. Tatsächlich sind diese Werte vermutlich zu niedrig und deuten auf ein in Ernährungsstudien häufig vorkommendes Problem hin, das „Underreporting“.

Das bedeutet, dass Menschen in ihren Angaben nicht immer ganz genau sind, möglicherweise zwischendurch verzehrte Snacks vergessen oder auch Chips, Süßigkeiten, Fleisch oder Alkohol wissentlich nicht angeben. Denn: Allen Verbraucherinnen und Verbrauchern ist klar, dass diese Lebensmittel nicht gesundheitsförderlich sind. Studien belegen, dass vor allem übergewichtige Menschen eher sozial erwünschte Antworten zu ihrem Speiseplan geben als schlanke Menschen. Je nach Methode der Ernährungsbefragung sind Falschinformationen unterschiedlich hoch. Am besten werden Konsumhäufigkeiten über einen sogenannten 24-h-Recall oder auch qualitative Interviews abgefragt. Diese Instrumente kamen auch in der Bayerischen Ernährungsstudie zum Einsatz. Aus anderen Studien weiß man, dass beim 24-h-Recall die Energiewerte meist zwischen 6 und 16 Prozent unter den tatsächlich aufgenommenen Mengen liegen (Subar et al. 2025).  

Wie ist dieses Underreporting zu deuten? Ergeben Berechnungen in einer Studie ein klares Energiedefizit, können die Daten tatsächlich nicht ausgewertet werden. Bei den in der Bayerischen Ernährungsstudie erhobenen Daten wurden unrealistisch niedrige Energiewerte bereits herausgenommen. Die verbleibenden Daten wurden jedoch als auswertbar angesehen – zumal man aus anderen Studien (siehe Subar et al. 2025) weiß, dass sich die Werte für die Mikronährstoffaufnahmen durch geringere Kalorienangaben nur in geringem Maße verändern. Denn meist stecken in den bewusst oder unbewusst verheimlichten Lebensmitteln hauptsächlich leere Kalorien und wenig wertgebende Nährstoffe. Das Underreporting unterschied sich in der aktuellen Verzehrsstudie nicht wesentlich von dem vor 20 Jahren in der Bayerischen Verzehrsstudie II.

Wie unterscheidet sich das Ernährungsmuster nach Einkommensgruppen? Bislang zeigten Studien, dass Menschen in höheren Einkommensgruppen sich auch gesünder ernähren, da sie über mehr Ressourcen wie Wissen und Geld verfügen. In der Bayerischen Ernährungsstudie gab es jedoch zwischen den drei Einkommensgruppen kaum Konsum-Unterschiede (DGE 2024b).

Leichte Varianzen gab es lediglich bei Fleisch und Getreide. Frauen und Männer mit hohem Einkommen griffen seltener zu rotem Fleisch und Getreideprodukten. Dies könnte eine Folge der Low-Carb-Welle und der Diskussion um mögliche Unverträglichkeiten von Weizen und Gluten sein. Personen mit höherem Einkommen verwendeten dagegen mehr Ersatzprodukte für Milch und Fleisch in ihrer Ernährung.

Ein klarer Unterschied war die deutlich höhere Aufnahme von Speisesalz von Personen mit geringem Einkommen. Dies könnte die Folge eines höheren Verzehrs von Brot und Fertigprodukten sein. Brot ist eine wichtige Salzquelle und auch Fertigprodukte enthalten verhältnismäßig viel Salz, vor allem Tütensuppen und -soßen. Die Befragung zeigte, dass vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen gern zu Brot und salzhaltigen Fertigprodukten greifen. Es gibt Bestrebungen über die Reduktionsstrategie der Bundesregierung, unter anderem Salzgehalte in verarbeiteten Produkten zu senken (BMLEH 2024).

Im Vergleich der drei Einkommensgruppen waren sonst keine deutlichen Unterschiede in der Zufuhr mit lebensnotwendigen Nährstoffen erkennbar. Auch wichen alle drei Einkommensgruppen gleichermaßen von den Ernährungsempfehlungen der DGE ab.


Wie informieren sich die Menschen in Bayern über Ernährung?

In der Studie wurde gefragt, welche Informationsquellen die Befragten nutzen, um sich zum Thema Ernährung zu informieren. „Internetrecherche“ wurde vorrangig genannt, gefolgt von „Freunde/Familie“. Bei den 18- bis 25-Jährigen sind die „Sozialen Medien“ die Hauptinformationsquelle; 58 Prozent gaben an, dass ihr Wissen über gesunde Lebensmittel von Instagram, Tiktok & Co. stammt. Bei den Teilnehmenden ab 51 Jahren spielten diese Kanäle kaum eine Rolle. Um jüngere Zielgruppen zu erreichen, braucht es also andere Informationskanäle als für ältere Menschen. Das muss verstärkt in der Wissenschaftskommunikation berücksichtigt werden. Ganze 17 Prozent der Befragten gaben an, sich gar nicht explizit über Ernährung zu informieren.

Des Weiteren wurden Fragen zu Ernährungstrends gestellt, etwa, ob Gluten der Gesundheit eher schadet und es darum weitestgehend vermieden werden sollte. Dieser Aussage stimmten nur 23 Prozent der Teilnehmenden zu. Dagegen stimmten fast 90 Prozent der Aussage zu: „Ich kann mit meiner Ernährung mein Immunsystem stärken. Fast 60 Prozent waren es bei: „Ich verstehe, was die Nährwertangaben eines Produkts bedeuten.“ 30 Prozent gaben aber an, die Nährwertangaben nur teilweise zu verstehen.

Es gibt zahlreiche Ernährungsbildungs- und Präventionsangebote – seien es Ernährungsberatung, Kochkurse oder Rückenschule. Aber wie gut sind die Menschen in Bayern darüber informiert? Zum Teil sehr unzureichend und Frauen besser als Männer: Die Angebote aller Institutionen waren bei Frauen bekannter als bei Männern und wurden von diesen auch häufiger genutzt. Die Unterschiede im Hinblick auf den Bildungsstand waren gering.

  • 82 Prozent der Befragten war bekannt, dass Krankenkassen ein Bildungsangebot haben.
  • 68 Prozent war dies von Volkshochschulen bekannt.
  • 40 Prozent wussten, dass die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) über Bildungsangebote verfügen.
  • 4 Prozent wussten, dass KoKi (Konzept der Koordinierenden Kinderschutzstellen) und Gesundheitsregionen Plus entsprechende Kurse anbieten.

Zwar kann jede und jeder Einzelne etwas für eine gesunde Ernährung tun, dennoch hängt auch viel von den politischen Rahmenbedingungen ab. Aus einer Liste möglicher politischer Maßnahmen zur Förderung einer gesunden Ernährung sollten die Teilnehmenden darum jeweils die für sie relevanteste und die für sie unrelevanteste Maßnahme auswählen.

Die relevanteste Maßnahme:

  • Fast 30 Prozent waren der Meinung, dass es die „Festlegung einer Obergrenze für Zucker-, Fett- und Salzgehalt in Produkten“ sei.
  • Rund 25 Prozent entschied sich für „Verbindliche Qualitätsstandards für Kita- und Schulverpflegung“.
  • 15 Prozent wählten „Steuerliche Anreize für die Lebensmittelindustrie, gesündere Rezepturen zu entwickeln“.
  • Ebenfalls 15 Prozent wählten „Täglich mindestens eine Stunde Bewegung in Kita und Schule“.

Die unrelevanteste Maßnahme:

  • 25 Prozent hielten „Steuerliche Anreize für die Lebensmittelindustrie, gesündere Rezepturen zu entwickeln“ für die unwichtigste Maßnahme.
  • 22 Prozent entschieden sich für die sogenannte Fett- bzw. Zuckersteuer.

Dass sich die Menschen bundesweit andere politische Maßnahmen in Sachen „Förderung gesunder Ernährung“ wünschen, zeigt auch eine Befragung der Verbraucherzentrale aus dem Juni 2025 (Verbraucherzentrale Bundesverband 2025):

  • 91 Prozent Befragten halten es für sehr oder eher sinnvoll, die Mehrwertsteuer auf gesunde Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte abzuschaffen.
  • Fast 89 Prozent sprechen sich für strengere Werbebeschränkungen für Produkte mit viel Fett, Zucker und Salz zum Schutz von Kindern aus.
  • 79 Prozent befürworten eine Abgabe auf stark zuckerhaltige Getränke, um Hersteller gegebenenfalls zu motivieren, den Zuckergehalt zu reduzieren.

Die Ernährungssituation in Bayern zeigt zwar einige positive Entwicklungen, wie ein reduzierter Fleisch- und Alkoholkonsum und ein gestiegener Gemüsekonsum. Dennoch werden nicht ausreichend Gemüse, Obst und Vollkornprodukte verzehrt, dafür aber zu viel verarbeitetes Fleisch. Dies führt zu Defiziten bei der Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen, wie Folsäure, Vitamin D und Jod – und zusammen mit zu wenig Bewegung auch häufig zu Übergewicht.

Insgesamt besteht weiterhin ein großer Handlungsbedarf, um die Ernährung in Bayern gesünder, nachhaltiger und bewusster zu gestalten. Hierbei sind sowohl politische Rahmenbedingungen als auch die gezielte Aufklärung der Bevölkerung entscheidend.

Text: Kathrin Sedlmaier / Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn)


BMLEH – Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (2024): Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten. Zweiter Zwischenbericht

Breidenassel et al. (2022): The Planetary Health Diet in contrast to the food-based dietary guidelines of the German Nutrition Society (DGE). A DGE statement. Ernährungs Umschau 2022 69(5):56–72

DGE – Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2025): Ernährungskreis (Zugriff am 24.10.2025)

DGE – Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (2024a): Gut essen und trinken – Die DGE-Empfehlungen

DGE – Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.) (2024b): 15. DGE-Ernährungsbericht https://www.dge.de/fileadmin/dok/wissenschaft/ernaehrungsberichte/15eb/15-DGE-Ernaehrungsbericht.pdf

DGE – Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.) (2012): 12. Ernährungsbericht 2012

Hohenester F (2025): Untersuchung der Ernährung von Seniorinnen und Senioren in Bayern anhand der III. Bayerischen Verzehrsstudie. Wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des Grades B.Sc. Ernährungswissenschaften an der TUM School of Life Sciences der Technischen Universität München

Rohm et al. (2025): Does the habitual dietary intake of adults in Bavaria, Germany, match dietary intake recommendations? Results of the 3rd Bavarian Food Consumption Survey. Front Nutr11:1537637

Schäfer et al. (2024): Wissenschaftliche Grundlagen der lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen für Deutschland. Methodik und Ableitungskonzepte. Ernährungs Umschau 2024 71(3):M158–66

Subar et al. (2025): Addressing Current Criticism Regarding the Value of Self-Report Dietary Data. J Nutr 145:2639–45

Verbraucherzentrale Bundesverband (2025): Studie: Mehrheit befürwortet politische Maßnahmen für eine gesündere Ernährung. Pressemitteilung

Titelbild: Lumixera/stock.adobe.com


Stand: Oktober 2025

Nach oben scrollen