Hand eines Mannes hält eine Lupe, die ein kegelförmiges gelbes Licht ausstrahlt, wie eine Taschenlampe.

Ernährungsplattformen: der Versuch einer Übersicht

Im Netz, in Ratgebern, auf Social Media – Tipps rund um Ernährung und Gesundheit sind allgegenwärtig und es ist kaum möglich, den Überblick zu behalten. Der Report der Deutschen Krankenversicherung AG zeigt zudem, dass 58 Prozent der Befragten sich schwer tun, die Vertrauenswürdigkeit der im Internet gefundenen Inhalte einzuschätzen (Froböse/Wallmann-Sperlich 2025).

Wir haben uns einen Überblick verschafft, welche Ernährungsplattformen es in Deutschland gibt und insbesondere, wie diese Plattformen einzuschätzen und zu bewerten sind: Wer steckt dahinter? Sind die Informationen klar von einem Produktverkauf oder einer angebotenen Dienstleistung getrennt? Wird wissenschaftlich fundiert und neutral aufgeklärt? Wie finanzieren sie sich?

Hinweis: Dinge können sich ändern und auch wir können mal etwas übersehen. Ihr vermisst eine Plattform, die wir nennen sollten? Oder seid der Meinung, dass eine Information veraltet ist? In dem Fall freuen wir uns über einen Hinweis an: ernaehrungsradar@kern.bayern.de


Kurz gesagt

  • Die wichtigsten Kriterien zur Beurteilung der Seriosität sind: Transparenz (Wer steckt dahinter und woher stammt das Geld?), wissenschaftliche Basis, Neutralität & Unabhängigkeit und Trennung von Information & Verkauf.
  • Stand Oktober 2025 wurden über 50 Portale/Plattformen mit Ernährungs- und Gesundheitsinformationen unter die Lupe genommen – über 30 haben wir in unsere Übersicht aufgenommen.
  • Die eine Hälfte der Angebote stammt von gemeinnützigen Organisationen und Fachgesellschaften, die andere von staatlichen Einrichtungen sowie kommerziellen und privaten Portalen.
  • Die inhaltlichen Schwerpunkte reichen von allgemeiner Gesundheitsaufklärung in Prävention und Therapie und Ernährungstipps bis zu Nachhaltigkeit, Klimaschutz oder Ernährungsmedizin.

Inhalt


Kriterien: Woran lassen sich gute Ernährungsplattformen erkennen?

Die folgenden Punkte sind aus unserer Sicht die wichtigsten, um die Qualität einer Plattform einzuschätzen (basierend auf einem Fachgutachten von Denniss et al. (2022), der Qualitätsinitiative „Verlässliches Gesundheitswissen“ des Deutschen Netzwerks Gesundheitskompetenz e.V. (DNGK 2023) sowie der Plattform Gesund-im-Netz).

Transparente Trägerschaft & Finanzierung: Ist erkennbar, wer hinter dem Portal steht und wie es finanziert wird? Optimal sind unabhängige Träger wie Behörden, Universitäten oder gemeinnützige Vereine. Kommerzielle Seiten sollten klar zwischen redaktionellen Inhalten und Werbung trennen und Sponsoren kenntlich machen. Fehlt es an Transparenz, ist Skepsis angebracht.
Wissenschaftliche Basis: Glaubwürdige Portale stützen Aussagen auf anerkannte Studien und Quellen, verlinken idealerweise auf Primärquellen oder Leitlinien und erklären Fachbegriffe verständlich. Fehlende Quellenangaben oder reißerische Gesundheitsversprechen ohne Evidenz sind Warnsignale.
Neutralität & Unabhängigkeit: Optimal sind Anbieter ohne Eigeninteresse (kein Verkauf von Produkten, keine Industriefinanzierung). Bei werbefinanzierten Portalen sollte klar erkennbar sein, wenn Content durch Anzeigenkunden beeinflusst wurde – etwa durch Kennzeichnungen wie „Anzeige“ oder Disclaimer.
Klare Zielgruppe & angemessene Sprache: Gute Gesundheitsportale definieren, wen sie ansprechen (Laien, Patienten, Fachpersonal) und passen Sprache und Tiefe entsprechend an. Ein Text auf einer Behördenwebsite wird anders formuliert sein als ein Blogbeitrag für Teenager auf Instagram. Einfache, gut lesbare Texte sind wichtig – leider erfüllten viele deutsche Gesundheitsseiten dieses Kriterium bisher nicht (Zowalla et al. 2023).
Trennung von Information und Verkauf: Wenn ein Portal eigene Produkte (z. B. Nahrungsergänzungsmittel, Diätprogramme) anbietet, sollte dieser Bereich strikt von den Informationsinhalten getrennt sein. Vermischt sich beides (z. B. ein „neutraler“ Artikel, der im Grunde als Verkaufsargument dient), leidet die Glaubwürdigkeit.

Infografik, die zeigt, woran sich gute Ernährungsinformationen erkennen lassen.
(Grafik erstellt von: Anke Hilla)

Ernährungsplattformen in der Übersicht

Behördliche Informationsportale

In Deutschland haben staatliche Einrichtungen von Bund und Ländern den gesetzlichen Auftrag, die Bevölkerung neutral, werbefrei und wissenschaftlich fundiert zu Gesundheit, Ernährung und Prävention zu informieren. Solche behördlichen Portale richten sich an die Allgemeinheit und an Fachkreise und sind eine verlässliche Informationsquelle, beispielsweise das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH), zu dem die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) sowie das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) gehören.

Viele Bundesländer haben zudem eigene Kompetenz- und Bildungszentren für Ernährung eingerichtet: So gibt es das Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg (LErn BW), das Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft (ZEHN) in Niedersachsen, das Fachzentrum Ernährung (FZE) in Rheinland-Pfalz sowie das bayerische Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) – wo der Ernährungsradar initiiert wurde.


BMLEH – Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat

Schwerpunkte:
Erklärte Ziele sind eine gesunde Ernährung mit sicheren Lebensmitteln, klare Verbraucherinformationen beim Lebensmitteleinkauf sowie eine nachhaltige Land-, Wald- und Fischereiwirtschaft.

Träger und Finanzierung:
Bundesministerium (oberste Bundesbehörde), finanziert durch öffentliche Mittel des Bundes

Unabhängigkeit:
Behördeninformation – politisch und von Regierungszielen geprägt

BLE – Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Schwerpunkte:
Umsetzungsbehörde des Bundes für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung: erhebt Marktdaten, vergibt Fördermittel, kontrolliert Gesetze, setzt EU‑Agrarpolitik um und unterstützt Forschung

Träger und Finanzierung:
Bundesbehörde im Geschäftsbereich des BMLEH, finanziert durch Bundeshaushalt

Unabhängigkeit:
Behördeninformation – neutral, jedoch ministeriell gebunden

BZfE – Bundeszentrum für Ernährung

Schwerpunkte:
klare, neutrale und wissenschaftlich fundierte Informationen für eine ausgewogene und nachhaltige Ernährung in allen Lebensphasen

Träger und Finanzierung:
Teil der BLE im Auftrag des BMLEH, finanziert durch Bundeshaushalt

Unabhängigkeit:
staatliche Einrichtung – neutral, werbefrei

IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung

Schwerpunkte:
gesunde, nachhaltige Ernährung, Bewegung und Bewegungsförderung, Rezepte für Kinder, Jugendliche, Familien, Berufstätige und ältere Menschen

Träger und Finanzierung:
BMLEH, Bundesministerium für Gesundheit (BMG)

Unabhängigkeit:
staatliche Einrichtung, Behördeninformation

Kindergesundheit-info.de

Schwerpunkte:
Kindergesundheit und Entwicklung, Stillen und Kinderernährung, Bewegung, Impfungen und Prävention

Träger und Finanzierung:
Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG), finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG)

Unabhängigkeit:
staatliche Einrichtung – neutral, werbefrei

Ernährungsradar

Schwerpunkt:
wissenschaftlich geprüfte Informationen zu Ernährungstrends, Gesundheit und Nachhaltigkeit; Rubriken wie Forschungsstand, Mythen & Fakten, Debatten und Faktenchecks

Träger und Finanzierung:
verwaltet durch Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn), finanziert durch Landesmittel, in der Aufbauphase zusätzlich Mittel von BMLEH und Oberfrankenstiftung

Unabhängigkeit:
unabhängig, wissenschaftlich, werbefrei

KERN – Kompetenzzentrum für Ernährung Bayern

Schwerpunkte:
bündelt Wissen und fördert Austausch zwischen Forschung, Ernährungswirtschaft und Bildung; Themen umfassen Ernährungsbildung, Gemeinschaftsverpflegung, Wirtschaft und Genuss, Ernährungswissen und Innovation

Träger und Finanzierung:
Teil des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus, finanziert durch Landesmittel

Unabhängigkeit:
staatliche Einrichtung – neutral, werbefrei

FZE – Fachzentrum Ernährung des Landes Rheinland-Pfalz

Schwerpunkte:
informiert über ausgewogene, gesundheitsfördernde und nachhaltige Ernährung nach DGE-Empfehlungen, unterstützt Kindertagesstätten und Schulen, führt Workshops und Fortbildungen durch

Träger und Finanzierung:
Landesverwaltung, finanziert durch Landesmittel

Unabhängigkeit:
staatliche Einrichtung – neutral, werbefrei

LErn – Landesamt für Ernährung Baden-Württemberg

Schwerpunkte:
fördert nachhaltige, gesundheitsfördernde und genussvolle Ernährung, stärkt Ernährungsbildung in allen Lebenswelten und unterstützt eine nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung

Träger und Finanzierung:
Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, finanziert durch Landesmittel

Unabhängigkeit:
staatliche Einrichtung – neutral, werbefrei

ZEHN – Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen

Schwerpunkte:
bündelt Ernährungs- und Haushaltskompetenzen in Niedersachsen, stärkt Wertschätzung von Lebensmitteln und Kompetenzen für Ernährung und Haushaltsführung, fungiert als landesweite Anlaufstelle und Netzwerk

Träger und Finanzierung:
Landwirtschaftskammer Niedersachsen im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, finanziert durch Landesmittel

Unabhängigkeit:
staatliches Angebot – neutral, werbefrei

Verbraucherportal Bayern

Schwerpunkte:
Adressen zu Beratungsstellen und Informationen u. a. zur Ernährung, bietet Orientierung, wohin sich Verbraucher bei Fragen wenden können

Träger und Finanzierung:
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, finanziert durch Landesmittel

Unabhängigkeit:
behördliches Informationsangebot


Wissenschaftliche Fachgesellschaften, Forschungszentren und Stiftungen

Unabhängige wissenschaftliche Fachgesellschaften spielen eine zentrale Rolle bei der evidenzbasierten Information. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) entwickelt offizielle Ernährungsempfehlungen, Referenzwerte und Leitlinien für Deutschland. Sie identifiziert Forschungsbedarf und gibt mit der Ernährungs Umschau eine Fachzeitschrift heraus. Ihre Empfehlungen bilden häufig die Grundlage für seriöse Gesundheitsportale. Die DGE ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, der zu drei Vierteln mit öffentlichen Mitteln von Bund und Ländern gefördert wird.

Das Pendant für den ernährungsmedizinischen Bereich ist die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) mit der Fachzeitschrift Aktuelle Ernährungsmedizin .

Auch Stiftungen engagieren sich in der Ernährungs- und Gesundheitsaufklärung, sind in der Regel unabhängig von Industrieinteressen und können sich kritisch mit Ernährungstrends auseinandersetzen. Insgesamt sind Stiftungsangebote zwar rar, bringen aber eine wichtige wissenschaftliche Perspektive ein.


DGE – Deutsche Gesellschaft für Ernährung

Schwerpunkte:
zuständige wissenschaftliche Fachgesellschaft im Bereich Ernährung in Deutschland: erstellt Ernährungsempfehlungen, Referenzwerte und Leitlinien, forscht zu Ernährungsfragen und identifiziert Forschungsbedarf, gibt die Fachzeitschrift Ernährungs Umschau heraus

Träger und Finanzierung:
gemeinnütziger Verein, finanziert durch Mitgliedsbeiträge, Projektförderungen, Publikationen, Fortbildungen und Förderung durch das BMLEH aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags

Unabhängigkeit:
gemeinnützig, wissenschaftlich, unabhängig von Industrie und Politik

DGEM – Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM)

Schwerpunkte:
entwickelt Leitlinien und Handlungsempfehlungen zur Ernährungsmedizin, fördert Forschung und Aus‑ sowie Fortbildung und sorgt für strukturelle Verankerung der klinischen Ernährung in Versorgungseinrichtungen

Träger und Finanzierung:
gemeinnütziger Verein (medizinische Fachgesellschaft), finanziert durch Mitgliedsbeiträge, Kongressgebühren, Fortbildungen, Sponsoring mit Transparenzregeln

Unabhängigkeit:
gemeinnützig, evidenzbasiert, transparenter Umgang mit Sponsoren

Allergieinformationsdienst

Schwerpunkte:
wissenschaftlich geprüfte Informationen rund um Allergien und Allergologie, inklusive Ernährung und Prävention

Träger und Finanzierung:
Helmholtz Munich, Mitglied der Helmholtz Gemeinschaft, die 18 Forschungszentren umfasst, finanziert aus Bundesmitteln und Landesmitteln aus Bayern, in der Aufbauphase auch durch Mittel des Bundesministeriums für Gesundheit

Unabhängigkeit:
werbefrei, evidenzbasiert

DEBInet – Deutsches Ernährungsberatungs- & -informationsnetz

Schwerpunkte:
bietet laiengerechte Informationen zu Ernährung und Krankheit, Ernährungslexikon, Patientenratgeber und Kommunikation für Fachleute, fördert Austausch unter Ernährungsfachkräften

Träger und Finanzierung:
Institut für Ernährungsinformation (unabhängiges Forschungsinstitut), finanziert Projekte über Stiftungen und öffentliche Fördermittel, Spenden und ehrenamtliche Arbeit

Unabhängigkeit:
branchenunabhängig, spendenfinanziert

diabinfo – das Diabetesinformationsportal

Schwerpunkte:
neutrale, wissenschaftlich geprüfte Informationen zu Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Adipositas, einschließlich Ernährung und Prävention

Träger und Finanzierung:
gemeinsames Angebot von Helmholtz Munich, des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), initiiert von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA); gefördert durch Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG), unterstützt durch Diabetesnetz Deutschland, Bundesministerium für Gesundheit (BMG) sowie Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR)

Unabhängigkeit:
gemeinnützig, evidenzbasiert, transparenter Umgang mit Sponsoren

Dr. Rainer Wild-Stiftung

Schwerpunkte:
fördert gesundes Ernährungsverhalten in der industrialisierten Gesellschaft und entwickelt interdisziplinäre Lösungen gegen ernährungsbedingte Erkrankungen; betreibt Projekte, Forschung, Wissensplattformen und Weiterbildung

Träger und Finanzierung:
gemeinnützige Stiftung, finanziert durch Stiftungsvermögen und Drittmittel

Unabhängigkeit:
gemeinnützig, inhaltlich und finanziell unabhängig

EKFZ – Else Kröner Fresenius Zentrum für Ernährungsmedizin

Schwerpunkte:
führt klinische Studien durch, entwickelt Therapiekonzepte und bietet patientennahe Beratung sowie öffentliche Vorträge

Träger und Finanzierung:
Technische Universität München in Kooperation mit dem EKFZ, finanziert durch Stiftungsgelder (Else Kröner-Fresenius-Stiftung), öffentliche Forschungsgelder

Unabhängigkeit:
universitäre Forschungseinrichtung – wissenschaftlich unabhängig

ZEP – Zentrum für Ernährungsmedizin und Prävention

Schwerpunkte:
ernährungsmedizinische Diagnostik und Therapie sowie Präventionsprogramme und Forschung zu Ernährungsmedizin

Träger und Finanzierung:
Klinikum Barmherzige Brüder München / Universitätsklinikum rechts der Isar (TUM), finanziert durch Krankenhausmittel, Forschungsgelder und Drittmittel

Unabhängigkeit:
universitäre Forschung und klinische Praxis – wissenschaftlich orientiert


NGOs, Vereine und Verbraucherplattformen

Nichtregierungsorganisationen (NGOs) setzen häufig auf Themen, die sonst unterrepräsentiert wären. Sie finanzieren sich u. a. durch Spenden, Stiftungen oder öffentliche Gelder und sind damit unabhängig von Werbeanzeigen oder Produktverkäufen. Allerdings ist eine starke Medienpräsenz eine mögliche Strategie, Spenden zu akquirieren. Das macht sie unter Umständen abhängig von den Gesetzmäßigkeiten medialer Aufmerksamkeit (Rucht 2016). Beispiele sind Foodwatch oder Slow Food Deutschland.

Verbraucherschutzorganisationen wie der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und die 16 Verbraucherzentralen der Länder bilden ein bundesweites Beratungsnetz. Sie werden überwiegend aus öffentlichen Geldern finanziert und beraten neutral im Verbraucherinteresse. Die Verbraucherzentralen informieren etwa über Lebensmittelkennzeichnung, Rechte der Verbraucher und enthüllen irreführende Werbeversprechen, dazu gehören auch Portale wie Lebensmittelklarheit, auf dem Verbraucher irreführende Lebensmittelkennzeichnungen melden können, oder Klartext Nahrungsergänzung, ein Infoportal zu Nahrungsergänzungsmitteln. Diese Angebote sind in der Regel werbefrei und unabhängig, da sie keine Produktinteressen verfolgen, und bieten oft individuelle Beratung.


vzbv – Verbraucherzentrale Bundesververband

Schwerpunkte:
Netzwerk der Verbraucherzentralen: informiert, berät und unterstützt zu allen Fragen des privaten Konsums, einschließlich Ernährung; vertritt Verbraucherinteressen in Politik und vor Gericht

Träger und Finanzierung:
vzbv und 16 Verbraucherzentralen der Länder, hauptsächlich finanziert durch Bundes-, Landes- und kommunale Mittel sowie Einnahmen aus Beratungsentgelt und Verkauf von Ratgebern

Unabhängigkeit:
gemeinnützig und unabhängig, dient dem Verbraucherschutz

lebensmittel-forum.de – ein Angebot der Verbraucherzentrale

Schwerpunkte:
interaktives Forum, in dem Verbraucher Fragen rund um Lebensmittel und Ernährung stellen können, Experten der Verbraucherzentralen beantworten die Fragen, ausgewählte Antworten werden veröffentlicht

Träger und Finanzierung:
Verbraucherzentrale Bundesverband und Verbraucherzentralen der Länder, finanziert durch die Verbraucherzentralen

Unabhängigkeit:
Beratung durch Verbraucherzentralen – neutral und verbraucherorientiert

ENE – Expertennetzwerk Nachhaltige Ernährung

Schwerpunkte:
Netzwerk von Bildungsinstitutionen: Forschung und Beratung zur nachhaltigen bzw. Vollwert‑Ernährung, aktualisiert und verbreitet Konzept durch Bildung, Multiplikatoren und Verbraucherinformation

Träger und Finanzierung:
lockere Allianz, anerkannt von UNESCO und Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFT), finanziert durch Projektmittel, ehrenamtliches Engagement, Spenden

Unabhängigkeit:
von wirtschaftlichen Interessen unabhängig

Foodwatch

Schwerpunkte:
setzt sich für Recht auf sichere, gesunde und fair produzierte Lebensmittel ein, deckt Missstände auf, übt Druck auf Politik und Unternehmen aus und klärt Verbraucher auf

Träger und Finanzierung:
gemeinnütziger Verein (Foodwatch e. V.) mit Büros in Deutschland, Frankreich, Österreich und den Niederlanden, finanziert durch Spenden und Förderbeiträge von Unterstützern

Unabhängigkeit:
gemeinnützig, unabhängig von Regierungen und Wirtschaft

KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit

Schwerpunkte:
fördert Integration von Planetary Health Ansätzen, treibt klimaneutrale Gesundheitsversorgung an und setzt sich für klimafreundliche Lebensstile (z. B. pflanzenbasierte Ernährung) ein

Träger und Finanzierung:
gemeinnütziger Verein, finanziert u.a. durch Förderungen durch Stiftung Mercator, European Climate Foundation, Umweltbundesamt und Bundesumweltministerium

Unabhängigkeit:
gemeinnützig, evidenzbasiert, politisch unabhängig

Nutrition Hub

Schwerpunkte:
verbreitet Wissen von Ernährungsexperten, vernetzt diese mit Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Forschung, erstellt Trendberichte

Träger und Finanzierung:
gemeinnützige gUG, finanziert durch Projektmittel (z. B. BZfE), Spenden und Gesellschafter

Unabhängigkeit:
gemeinnützige Organisation

Slow Food Deutschland

Schwerpunkte:
setzt sich für zukunftsfähige Ernährungsweise ein: Schutz der biokulturellen Vielfalt, Erhalt kleinbäuerlicher Landwirtschaft und traditioneller Lebensmittel, Bildung zu „gut, sauber, fair“ und Förderung einer Ernährung innerhalb planetarer Grenzen

Träger und Finanzierung:
Verein Slow Food Deutschland e. V. (Teil der internationalen Slow Food Bewegung), finanziert durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, Projekteinnahmen und Kooperationen

Unabhängigkeit:
gemeinnützig, politisch unabhängig, keine Unterstützung durch Agrarindustrie

UGB – Vereine für unabhängige Gesundheitsberatung

Schwerpunkte:
Plattform für Ernährungsberatung und -bildung, wissenschaftlich fundierte, produktneutrale Informationen

Träger und Finanzierung:
UGB e. V., finanziert durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Teilnahmegebühren für Seminare

Unabhängigkeit:
gemeinnützig, unabhängig, keine Unterstützung von wirtschaftlichen oder politischen Interessengruppen


Öffentlich-rechtliche und kommerzielle Medien/Portale

Neben behördlichen und gemeinnützigen Akteuren prägen zahlreiche kommerzielle Angebote den Gesundheits- und Ernährungsmarkt. Solche Portale bewegen sich in einem Spannungsfeld: Einerseits erreichen sie ein breites Publikum mit Service-Themen (Rezepte, Diättipps, Produktvergleiche), andererseits müssen Nutzende kritisch hinterfragen, ob Empfehlungen eventuell durch Sponsoren beeinflusst sind.

Einige Portale verbinden (Pseudo-)Wissen und kommerzielle Interessen. Sie sprechen oft Ängste oder Wünsche der Lesenden an (z. B. „sanfte“ Heilmethoden, Wundermittel). Häufig geben sie sich einen wissenschaftlichen Anstrich, indem Inhalte einer „ärztlichen Prüfung“ unterzogen werden oder auf „neueste Studien“ verwiesen wird. Ein Blick ins Impressum lohnt sich: Wer betreibt die Seite? Woher kommt das Geld? Skepsis ist geboten, wenn es zahlreiche Affiliate-Links gibt, wenn auffallend viele Artikel über Nahrungsergänzungsmittel mit prominent platzierten Anzeigen versehen sind oder wenn Anzeigen nur schwer von redaktionellen Inhalten zu unterscheiden sind.


Apotheken Umschau

Schwerpunkte:
allgemeinverständliche Informationen zu Krankheiten, Therapien, Vorsorge, Ernährung und Pflege

Träger und Finanzierung:
Wort & Bild Verlag, Baierbrunn, finanziert durch Verkauf über Apotheken, Anzeigenwerbung und Kooperationen, für Lesende kostenlos

Unabhängigkeit:
eingeschränkt, privatwirtschaftliches Angebot; redaktionelle Expertise vorhanden, aber werbeabhängig

Die Ernährungs-Docs

Schwerpunkte:
Fernseh‑Dokureihe des NDR, zeigt wie ernährungsmedizinische Therapie Krankheiten verbessern kann, begleitet Betroffene mit Ernährungsumstellungen und vermittelt wissenschaftlich geprüfte Tipps

Träger und Finanzierung:
Norddeutscher Rundfunk (öffentlich‑rechtlicher Rundfunk), finanziert durch Rundfunkbeiträge

Unabhängigkeit:
öffentlich‑rechtliche redaktionelle Unabhängigkeit, evidenzbasiert, ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse werden jedoch lediglich von Medizinern beurteilt

Quarks

Schwerpunkte:
Wissenschaftsjournalismus zu Alltagsthemen inkl. Gesundheit/Ernährung (Erklärstücke, Videos, Grafiken)

Träger und Finanzierung:
öffentlich-rechtliche Redaktion (Rundfunkbeitrag), werbefrei

Unabhängigkeit:
redaktionelle Unabhängigkeit, werbefrei, wissenschaftlich

Eat Smarter

Schwerpunkte:
Rezepte mit „Health Score“, Videos und Artikel rund um Ernährung, App‑basierte Ernährungspläne

Träger und Finanzierung:
EAT SMARTER GmbH & Co. KG, Hamburg, finanziert durch Erlöse aus Zeitschriften, Werbeanzeigen, Online-Kurse und Affiliate-Links

Unabhängigkeit:
eingeschränkt, kommerzielles Medium, redaktionelle Inhalte orientieren sich an Werbung und Kooperationen

Fit for Fun

Schwerpunkte:
Fitness, Ernährung, Rezepte, Abnehmen, Lifestyle-Guides, teils Produktempfehlungen

Träger und Finanzierung:
betrieben von der BurdaForward GmbH, kommerzielle Medienmarke, finanziert durch Werbung und Affiliate-Links

Unabhängigkeit:
eingeschränkt, da kommerzielle Interessen und durch Produktwerbung beeinflusst

food-monitor

Schwerpunkte:
Nachrichten, Studien und Marktberichte zu Ernährung, Gesundheit, Lebensmittelwirtschaft, Marketing, Landwirtschaft, Bio-Anbau und Biotechnologie, kostenpflichtiger Informationsdienst und PR-Service

Träger und Finanzierung:
Agentur Baums – Gesellschaft für Kommunikation UG, finanziert durch Abonnements für Informationsdienst, Werbeanzeigen und PR-Aufträge (pr4food)

Unabhängigkeit:
eingeschränkt, kommerzielle Plattform mit Informations und PR-Diensten, liefert neutrale Meldungen, ist aber werbefinanziert

Krankenkassen (z. B. AOK)

Schwerpunkte:
Informationen zur Prävention, Ernährung und Gesundheit

Träger und Finanzierung:
gesetzliche und private Krankenkassen, finanziert durch Mitglieds-/Versicherungsbeiträge

Unabhängigkeit:
Krankenkassen haben einen gesetzlichen Auftrag, qualitätsgesicherte Informationen bereitzustellen, Informationen stehen aber auch im Kontext der Kundenbindung und Werbung

Onmeda

Schwerpunkte:
Informationen zu Gesundheit, Krankheiten, Medikamenten, Ernährung, Schwangerschaft und Kinderwunsch

Träger und Finanzierung:
FUNKE National Brands Digital GmbH, werbefinanziert

Unabhängigkeit:
eingeschränkt, kommerzielles Medium, Redaktion vorhanden, aber werbefinanziert

Utopia.de

Schwerpunkte:
Tipps und Produktalternativen für einen nachhaltigeren Alltag, große Community

Träger und Finanzierung:
Utopia GmbH (gehört mehrheitlich zur Green Lifestyle Group – ddvg Medienholding, Minderheitsbeteiligung Umweltbank AG), finanziert durch Werbeanzeigen, Affiliate-Links und Kooperationen mit nachhaltigen Unternehmen

Unabhängigkeit:
betont inhaltliche Unabhängigkeit, Nachhaltigkeitskriterien für Partner und transparente Kennzeichnung von Werbung


Das Problem mit den sozialen Medien

Neben großen Portalen existiert eine Vielzahl privater Blogs und anderer privater Angebote. Leider erreichen fragwürdige Seiten häufig ein großes Publikum – vor allem über soziale Medien. Auf Plattformen wie Instagram oder TikTok verbreiten sich Gesundheitstipps oder Selbstdiagnosen besonders schnell, oft ohne jede fachliche Prüfung. Studien zeigen, dass auf TikTok zahlreiche Gesundheitsvideos missverständlich oder falsch sind. Die Algorithmen begünstigen leicht konsumierbare Inhalte, differenzierte Erklärungen gehen unter. Zudem neigen die Nutzenden dazu, bevorzugt die Informationen zu glauben und zu teilen, die ihre bestehenden Vorstellungen bestätigen (Karasavva et al. 2025). Für Anbieter von seriösen Informationen ist es schwer, in diesem Umfeld Gehör zu finden.

Insbesondere Jugendliche nutzen heute sehr intensiv soziale Medien – werktags durchschnittlich rund 150 Minuten pro Tag, am Wochenende sogar 224 Minuten. Eine Studie aus dem Jahr 2022 (Reiß et al. 2025) zeigt, dass ca. 11 % der Schülerinnen und Schüler ein problematisches Nutzungsverhalten bei sozialen Medien aufweisen; dieses tritt signifikant häufiger bei geringerer Gesundheitskompetenz auf.

Im Edelman Trust Barometer (2025) wird berichtet, dass fast 60 % der jungen Erwachsenen im Nachhinein mindestens eine Gesundheitsentscheidung bereuten, die sie auf Basis von Fehlinformationen aus dem Internet getroffen hatten. Umso wichtiger ist es, die Nutzenden – vor allem junge Menschen – in der kritischen Bewertung von Gesundheitsinformationen zu stärken.


Fazit

Wissenschaftlich neutrale Gesundheitsinformationen sind vor allem bei Behörden und anerkannten Fachgesellschaften zu finden. Verbraucherorganisationen und NGOs können helfen, kritisch nachzufragen und Missstände aufzudecken, da sie unabhängig von Wirtschaftsinteressen agieren. Kommerzielle Portale liefern zwar oft nützliche Tipps und ansprechende Inhalte, sollten aber immer auf ihren Werbe- und Marketingcharakter geprüft werden.

Insgesamt gilt: Transparenz ist der Schlüssel. Wenn offenliegt, wer Partner oder Geldgeber sind, können Inhalte besser eingeordnet werden.Pseudowissenschaftliche Seiten, die Heilversprechen mit Produktverkauf koppeln, gehören hingegen nicht in die Werkzeugkiste einer seriösen Recherche. Wer die Grundsätze beachtet – Transparente Trägerschaft & Finanzierung, glaubwürdige Quellen, Unabhängigkeit und Trennung von Information und Verkauf – und Informationen stets hinterfragt, kann die Vielfalt der Gesundheitsinformationen nutzen, ohne auf fragwürdige Versprechen hereinzufallen.

Text: Dr. Cornelia Klug / Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn)


Denniss et al. (2022): Development of Principles for Health-Related Information on Social Media: Delphi Study. J Med Internet Res24(9):e37337

DNGK – Deutsches Netzwerk Gesundheitskompetenz e.V. (2023): Gute Gesundheitsinformationen verfügbar machen. Die Qualitätsinitiative „Verlässliches Gesundheitswissen“ des DNGK – Review 2023

Edelman Trust Barometer (2025): Special Report – Trust and Health

Froböse/Wallmann-Sperlich (2025): DKV-Report 2025: Wie gesund lebt Deutschland? DKV – Deutsche Krankenversicherung

Gesund-im-Netz (2024): Qualität von Gesundheitsinformationen. Orientierung und Tipps zur Einschätzung von Gesundheitsinformationen

Karasavva et al. (2025): A double-edged hashtag: Evaluation of #ADHD-related TikTok content and its associations with perceptions of ADHD. PloS one20(3):e0319335

Reiß et al. (2025): Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf das Leben von Kindern und Jugendlichen: Ergebnisse der bundesweiten HBSC-Studie 2022. J Health Monit 10(1):e12954

Rucht D (2016): Die medienorientierte Inszenierung von Protest

Zowalla et al. (2023): Readability and topics of the German Health Web: Exploratory study and text analysis. PloS one18(2):e0281582

Titelbild: valiantsin/stock.adobe.com


Stand: Oktober 2025

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